November­pogrome
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1938 in Niedersachsen

Rodenberg

Im benachbarten Dorf Grove lebten bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts jüdische Familien, in der Stadt Rodenberg selbst erst ab 1760. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten etwa 90 Juden in der Stadt – rund ein Viertel aller in der Grafschaft Schaumburg lebenden Juden. Allerdings ging diese Zahl bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wieder auf rund 20 zurück.

Um 1815 erwarb die jüdische Gemeinde ein Gebäude in der Hinterstraße, das als Schulhaus genutzt wurde. 1819 weihte sie auf dem Grundstück eine neu errichtete Synagoge ein, die Ende der 1850er Jahre nach einem Brand durch einen Neubau ersetzt wurde. Eine jüdische Elementarschule existierte von 1835 bis 1908.

Ab 1830 verfügte die Gemeinde am Osthang des Rodenberges an der heutigen Straße Am Judenfriedhof über einen eigenen Friedhof, der auch den jüdischen Einwohnern der umliegenden Ortschaften, u.a. auch aus Bad Nenndorf, als Begräbnisstätte diente.

1933 lebten nur noch drei jüdische Familien in Rodenberg (Familien Bonwitt, Lehmann und Windmüller). Fast alle Mitglieder dieser Familien wurden 1941/42 in Ghettos im Osten deportiert und haben vermutlich nicht überlebt. Im von der Gedenkstätte Yad Vashem erstellten Register der Opfer der Shoah werden 16 Juden aufgeführt, die in Rodenberg geboren wurden und der Shoah zum Opfer fielen. Neben den erwähnten Familien Bonwitt und Windmüller gehörten sie den Familien Silberberg, Levy, Horn, Treideberg und Bogen an.

Über die Ereignisse während der Novemberpogrome in Rodenberg sind keine Informationen verfügbar. Die Synagoge in der Hinterstraße wurde nicht niedergebrannt. Dennoch überstand sie den Nationalsozialismus nicht: Ein privater Käufer ließ sie abtragen.

Der jüdische Friedhof wurde 1939 von den Nationalsozialisten geschlossen, blieb aber mit rund 100 Grabsteinen erhalten. 2012 wurden in Rodenberg erste Stolpersteine verlegt. Ein Gedenkzeichen am Ort der ehemaligen Synagoge gibt es nicht.

Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum: Rodenberg (Schaumburg)

Oliver Glissmann, Die jüdischen Friedhöfe Schaumburgs, in: https://spurensuche.schaumburgerlandschaft.de/spur_volltext.php?kategorie=9

Synagogen im Kreis Schaumburg: https://stadthagen-synagoge.de/media/pdf/Synagogen%20im%20Landkreis%20Schaumburg.pdf