November­pogrome
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1938 in Niedersachsen

Gronau

Bereits Ende des 14. Jahrhunderts lebten Juden in Gronau, sie wurden jedoch Mitte des 15. Jahrhunderts aus der Kleinstadt vertrieben. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts sind Juden in Gronau wieder aktenkundig – in Form von wiederholten Bestrebungen des Magistrats, den weiteren Zuzug von Juden zu verhindern.

Um 1820 errichtete die jüdische Gemeinde, nunmehr über 50 Personen und mindestens acht Familien stark, eine Synagoge mit angeschlossenem Schulraum und Lehrerwohnung. Die Elementarschule bestand bis 1908. Ab 1819 unterhielt die Gemeinde am Hohen Escher einen Friedhof.

Ab den 1860er Jahren begann die Zahl der jüdischen Familien in Gronau zu sinken. 1933 lebten nur noch 12 Juden und Jüdinnen in dem Ort. In der Pogromnacht wurde die Synagoge, die sich in einem Fachwerkhaus befand, mit Rücksicht auf die unmittelbar benachbarten Häuser nicht abgebrannt. Allerdings zerstörte der Mob die Inneneinrichtung und verbrannte Kultgegenstände vor einer schaulustigen Menge auf dem Adolf-Hitler-Platz. Der einzige in Gronau anwesende Jude wurde von der Polizei in „Schutzhaft“ genommen, wie die Lokalzeitung meldete.

Nach 1938 verließen fast alle der noch in Gronau lebenden Juden die Stadt, die letzten beiden wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert.

Die ehemalige Synagoge ist heute ein Wohnhaus. Der jüdische Friedhof am Hohen Escher steht mit etwa 50 erhaltenen Grabsteinen seit Mitte der 1990er Jahre unter Denkmalschutz.

Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum: Gronau (Leine)

Andrea Baumert, Gronau, in: Herbert Obenaus (Hrg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Göttingen 2005, Band 1, S. 664-670.