November­pogrome
Listenansicht aller Städte
1938 in Niedersachsen

Bremervörde

1753 wurde Hein Levi als erster Jude mit seiner Familie in Bremervörde sesshaft. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts nahm die jüdische Bevölkerung im Ort zu – zwei weitere Familien durften sich als Schlachter und Händler niederlassen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zogen weitere Familien zu.

Die Gemeinde in Bremervörde hatte keine eigene Synagoge – bis Mai 1936 wurde der Gottesdienst in einem Betraum des Privathauses der Familie Heyn abgehalten.

1935 lebten in Bremervörde noch acht jüdische Familien. Im November 1938 existierte nur noch ein einziges jüdisches Geschäft, der Schuhladen von Julius Adler. Dieses wurde in der Nacht vom 9. Auf den 10. November geplündert. Julius Adler und Julius Leeser wurden verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Sie wurden mit der Auflage entlassen, schnellstmöglich jeglichen Besitz zu verkaufen und Deutschland zu verlassen.

16 Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Bremervörde gelang es in die USA auszuwandern, das Ehepaar Spiegel emigrierte nach Shanghai. Merri und Adele Leeser wurden von Bremen aus nach Hannover und von dort nach Theresienstadt deportiert.

2010 wurde zum Gedenken an die Geschehnisse im November 1938 an der Außenwand des Rathauses in Bremervörde eine bronzene Gedenktafel angebracht, die die Namen von 41 jüdischen Bürgern trägt, die während der NS-Zeit aus Deutschland vertrieben oder ermordet wurden.

Herbert Obenaus (Hrg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Göttingen 2005, Band 1, S. 179 – 183

Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum (Stand August 2018)