November­pogrome
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1938 in Niedersachsen

Oldenburg

Die erste Niederlassung von Juden wird in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erwähnt. Wie in den folgenden Jahrhunderten blieb es jedoch bei einer zeitweiligen Ansiedlung auf Grund rechtlicher Diskriminierungen. Im Jahr 1807 lebten 27 Juden in der Stadt, ihre Zahl stieg bis 1820 auf 80. Mit der Zugehörigkeit Oldenburgs zu Frankreich (1810-1813) wurden die Juden rechtlich gleichgestellt. Sie hielten ihren Gottesdienst in einem Privathaus ab und nutzten für Begräbnisse einen jüdischen Friedhof bei Varel. Ein Lehrer ist seit 1812 nachweisbar, ein Friedhof wurde 1814 eingerichtet. Der alte Rechtszustand wurde 1815 wiederhergestellt. Bis 1848 gab es Konflikte mit der christlichen Kaufmannschaft, die einen Zuzug von Juden ablehnte. Seit 1828 war ein Landrabbiner für das Herzogtum Oldenburg zuständig. Im Jahr 1829 entstand die erste Synagoge.

Das oldenburgische Staatsgrundgesetz von 1849 brachte die rechtliche Gleichstellung. Eine neue Synagoge konnte 1855 eingeweiht werden. Insgesamt war im 19. Jahrhundert eine wachsende gesellschaftliche Akzeptanz zu verzeichnen. Durch Migration stieg bis 1905 die Zahl der Juden auf 265 (0,9 % der Bevölkerung).

Schon seit den 1870er Jahren machte sich antisemitische Agitation bemerkbar, ohne vorerst größeren parteipolitischen Erfolg zu erringen. Ab 1920 verstärkte sich der Antisemitismus. Die NSDAP konnte ab 1928 erhebliche Wahlerfolge verbuchen, schon 1932 wurde im Freistaat Oldenburg eine NSDAP-Alleinregierung etabliert.

Im Jahr 1933 lebten 320 Juden in Oldenburg. Sie waren fortan von Ausgrenzungsmaßnahmen betroffen. Bis September 1933 wurde allen Viehhändlern die Gewerbeerlaubnis entzogen. Die jüdischen Schüler wurden von den Nichtjuden separiert und in der Bezirksvolksschule für das Oldenburger Land (neben der Synagoge) unterrichtet. Bereits 1936 wurde der Kaufmann Franz Reyersbach verhaftet, er starb im KZ Sachsenhausen.

 

Oldenburger Synagoge. Stadtmuseum Oldenburg, Sammlung Friedrichsen

Gauleiter Carl Röver erteilte von München aus dem Oldenburger Kreisleiter Wilhelm Engelbart telefonisch Anweisungen, die dieser sofort an alle Kreisleiter des Gaues Weser-Ems weitergab. Der Führer der SA-Gruppe Nordsee, Heinrich Böhmcker (Bremen), befahl gleichzeitig telegrafisch die Verwüstung der Geschäfte, die Juden gehörten. Für den Fall des Widerstands gab er einen Schießbefehl.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, kurz nach Mitternacht, drangen etwa 20 – nach einer Zeugenaussage angetrunkene – SA-Leute in die Synagoge an der Peterstraße ein und zündeten das Gebäude wie auch das Schulgebäude an. Beteiligt war der Leiter der Ortsgruppe Oldenburg-Mitte, Fritz Richter. Gleichzeitig wurden die verbliebenen beiden Geschäfte jüdischer Inhaber in der Kurwickstraße demoliert und geplündert. Am 10. November folgte eine Brandstiftung in der Leichenhalle des jüdischen Friedhofs. Hier waren der Osternburger Ortsgruppenleiter Emil Hofmann und der SA-Oberführer Harald von Hedemann beteiligt.

Alle Juden wurden in der Nacht durch SA-Männer verhaftet, beschimpft, mit dem Tode bedroht und misshandelt. Hauptsammelstelle für die Inhaftierten war das frühere Gebäude der Ordnungspolizei am Pferdemarkt, wo sie über Nacht, teilweise in der Abortanlage, eingesperrt wurden. Frauen und Kinder entließ man am Morgen wieder. Danach trieb die SA 43 Verhaftete vom Pferdemarkt unter Beschimpfungen vorbei an der zerstörten Synagoge zum Gerichtsgefängnis. Elf Männer entließ man hier, da sie entweder kriegsbeschädigt oder zu alt waren. Der Rest wurde am 11. November in einem Bus zurück zum Pferdemarkt gebracht. Zwischenzeitlich waren hierhin die verhafteten Juden des Oldenburger Landes und Ostfrieslands transportiert worden. Alle, etwa 500 Männer, mussten von dort zum Hauptbahnhof marschieren, um mit der Eisenbahn ins KZ Sachsenhausen verbracht zu werden. Auf dem Weg zum Bahnhof wurden sie von spalierstehenden Jugendlichen wiederum beschimpft und mit Steinen beworfen.

Marsch der Oldenburger Juden zum Gerichtsgefängnis, 10. November 1938. Stadtmuseum Oldenburg, Sammlung Friedrichsen

Abriss der zerstörten Oldenburger Synagoge, 1938. Stadtmuseum Oldenburg, Sammlung Friedrichsen

Bis Anfang 1939 wurden die im KZ Sachsenhausen inhaftierten Oldenburger Juden nach endlosen Schikanen und Quälereien mit der Auflage entlassen auszuwandern. Ivo Israels, einer der Inhaftierten, starb in der Emigration an den Spätfolgen. Die Trümmer der Synagoge wurden abgetragen, ein Teil von ihnen zur Wegepflasterung verwendet. das Grundstück zu Gunsten der Stadt Oldenburg enteignet.

Von 1938 bis 1940 wanderten über 150 Juden aus Oldenburg aus. Im Mai 1939 lebten noch 96 Juden in der Stadt, davon 20 zwangsweise im „Judenhaus“ Kurwickstr. 5. Nach mehreren Umzügen wurde im April 1940 die jüdische Schule aufgelöst. Der evangelische Pastor Walter Spitta, Pfarrer in der Gemeinde Jade (Wesermarsch) und Angehöriger der Bekennenden Kirche, war der einzige Helfer der verbliebenen Juden, indem er sie insbesondere mit Lebensmitteln versorgte. Im Rahmen der Vertreibung der Juden aus Oldenburg und Ostfriesland im Frühjahr 1940 mussten 75 Juden, d.h. alle, mit Ausnahme der in Mischehe Lebenden, die Stadt Oldenburg verlassen. Von den neuen Wohnorten, vorwiegend Bremen, Hamburg und Berlin, wurden sie schließlich deportiert. Gegen Kriegsende wurden die Juden, die in einer Mischehe lebten, 1944/45 nach Theresienstadt, die „Mischlinge 1. Grades“ im Herbst 1944 in das Arbeitslager Lenne (Weserbergland) abtransportiert.

Nach heutigem Wissensstand kamen 108 Oldenburger Juden in Konzentrations- und Vernichtungslagern um, darunter auch viele, sich vorerst durch Auswanderung hatten retten können.

 

Leo Trepp wurde am 4. März 1913 in Mainz geboren. Nach Abitur, Studium und Promotion wurde er 1936 als Rabbiner ordiniert. Der oldenburgische jüdische Landesgemeinderat wählte ihn im November 1936 zum Landesrabbiner gewählt. Verheiratet war er seit April 1938 mit Miriam de Haas (1916-1999), die Tochter seines Vorgängers im Amt, der Tochter des damals bereits Landesrabbiners Philipp de Haas (1884-1935). Beim Novemberpogrom wurde Trepp verhaftet, er wurde mit den anderen jüdischen Männern Oldenburgs durch die Stadt getrieben und dann in das KZ Sachsenhausen abtransportiert. Auf Grund einer Intervention des britischen Oberrabbiners Joseph Hertz (1872-1946) wurde Trepp freigelassen und emigrierte im Dezember 1938 anfangs nach Großbritannien, dann in die USA. Hier war er in Kalifornien ebenfalls als Rabbiner tätig. Von 1951 bis 1983 lehrte er als Professor am Napa Valley College. Seit 1988 war er Honorarprofessor an der Universität Mainz. In Oldenburg wurde er von Stadt und Universität mehrfach geehrt. Trepp starb am 2. September 2010 in San Francisco.

Adolf de Beer wurde am 29. April 1877 in Emden geboren. Er betrieb in Ohmstede (heute Oldenburg) die Großdampfwäscherei „Reingold“. Auf der Landesausstellung 1905 wurde er für die Qualität seiner Arbeit mit einer Goldmedaille geehrt. Im Ersten Weltkrieg war er im Roten Kreuz tätig, 1916 dafür ausgezeichnet. In der Weimarer Republik war de Beer Vorsitzender des jüdischen Turnvereins „Schild“. Seinen Betrieb meldete er 1934 ab, um ihn auf den Namen seiner Frau Mathilde, geb. Scheinpflug (1876-1957), die nicht jüdischer Abstammung, sondern zum Judentum konvertiert war, wieder anzumelden. Aber im August 1936 erst durch Verpachtung, dann durch zwangsweisen Verkauf verfiel das Unternehmen der Arisierung. Als die jüdischen Gemeinden nicht mehr Körperschaften des öffentlichen Rechts sein durften, wurde er 1938 Vorsitzender der Jüdischen Kultusvereinigung – Synagogengemeinde Oldenburg. Nach dem Pogrom im November 1938 war er im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Von Oldenburg wurde er 1939 nach Hamburg abgeschoben. Von seinen vier Kindern emigrierten drei, eine Tochter kam 1944 im KZ Ravensbrück um. Ein Bruder starb 1943 in Theresienstadt. Er begründete 1945 die Jüdische Gemeinde für Stadt und Land Oldenburg. In den 1950er Jahren war er ebenfalls Gruppenführer in der DRK-Sanitätsbereitschaft Oldenburg. Er starb am 6. September 1955 in Oldenburg. „Aufopfernd hat er sich für die Belange der Gemeinde eingesetzt. Er war ein Vater für seine Mitglieder“, heißt es in der Todesanzeige der Israelitischen Kultusgemeinde Oldenburg.

Ivo Israels wurde am 18. März 1881 in Weener geboren. Er war Viehhändler und Mitinhaber der Viehhandlung Louis Israels OHG in Oldenburg. Im November 1938 war er im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Nach seiner Freilassung emigrierte er in die USA, wo er am 20. Oktober 1940 an den Folgen der im Lager erlittenen Misshandlungen in New York starb. Seine Mutter Rosa Israels, geb. Salomons (geb. 1860), die 1940 für kurze Zeit in Oldenburg lebte, kam 1942 in Theresienstadt um.

Walter Spitta wurde am 5. Oktober in Bremen geboren. Nach dem Theologie-Studium wurde er 1931 Pfarrer in Jade (Landkr. Wesermarsch). Bereits vor 1933 hielt er im Oldenburger Land Vorträge gegen den Rassenhass. Er gehörte der Bekennenden Kirche an, gegen ihn verhängte der oldenburgische Oberkirchenrat ein Predigtverbot. Mit Lebensmitteln, die er von Spendern sammelte, unterstützte Spitta nach dem Novemberpogrom Juden u.a. in Oldenburg. Er wurde 1942 als Sanitätssoldat zur Wehrmacht eingezogen und fiel am 26. Januar 1945 in Nakel (heute Nakło nad Notecią).

Carl Röver wurde am 12. Februar 1889 in Altenesch (heute Lemwerder) geboren.  Nach einer kaufmännischen Lehre in Bremen arbeitete er von 1911 bis 1913 auf einer Faktorei in der deutschen Kolonie Kamerun. Er kehrte nach einer Malaria-Erkrankung zurück. Mit Kriegsbeginn 1914 meldete sich Röver freiwillig, seit 1916 war in der Propagandaabteilung der Obersten Heeresleitung tätig. Nach Kriegsende kehrte er nach Oldenburg zurück und wurde bald in der völkischen Bewegung aktiv. Für den Völkisch-Sozialen Block wurde Röver 1924 in den Stadtrat gewählt. Er war Mitbegründer der Oldenburger NSDAP bei der Neugründung im Jahr 1925 und deren Ortsgruppenleiter, drei Jahre später wurde er Gauleiter des neugebildeten Gaues Weser-Ems. Ebenfalls 1928 wurde er in den Oldenburgischen Landtag, 1930 in den Reichstag gewählt. Nachdem die NSDAP bei den Landtagswahlen vom Mai 1932 die absolute Mehrheit der Sitze errungen hatte, konnte Röver Ministerpräsident des Freistaats Oldenburg werden. Im Mai 1933 wurde er zum Reichsstatthalter für Oldenburg und Bremen ernannt. Überregionale Bekanntheit erlangte er schon 1932 durch die „Kwami-Affäre“, als er das Auftreten des afrikanischen evangelischen Pastors Robert Kwami als „Tag tiefster Schmach“ bezeichnete. Im Jahr 1936 musste Röver nach massiven Protesten aus der katholischen Bevölkerung Südoldenburg einen Erlass des oldenburgischen Ministers für Kirchen und Schulen zurücknehmen, religiöse Symbole aus staatlichen Gebäuden zu entfernen, wodurch auch die Kreuze in den katholischen Schulen betroffen waren. Die kurz vor seinem Tod fertiggestellte sog. „Röver-Denkschrift“ entwarf Konzepte für die Optimierung und Neustrukturierung der nationalsozialistischen Diktatur. Röver starb nach schwerer Erkrankung am 15. Mai 1942 in Berlin.

Wilhelm Engelbart wurde am 8. November 1903 in Ganderkesee geboren. Er war Volksschullehrer in Delmenhorst-Deichhorst, Nordenham-Atens und Abbehausen. Der NSDAP trat er 1930 bei, ein Jahr später SA und dem Nationalsozialistischen Lehrerbund bei. Von 1932 bis 1933 war er Führer des SA-Sturmbannes I/144 in Delmenhorst, danach bis 1935 der SA-Standarte 144 (Delmenhorst). Nachdem Engelbart 1935 Führer der SA-Standarte 19 (Varel) geworden war, wurde er 1938 NSDAP-Kreisleiter in der Stadt Oldenburg. Diese Funktion übte er bis 1945 aus. Im Jahr 1938 wurde er zum SA-Oberführer befördert. Von 1942 bis 1943 war Engelbart ebenfalls NSDAP-Kreisleiter für Oldenburg-Land. Er war Angeklagter im Oldenburger Synagogenbrand-Prozess. In der Nachkriegszeit war er als selbstständiger Kaufmann tätig. Engelbart starb 1999.

Harald von Hedemann, Rittmeister a.D., wurde am 22. September 1887 in Köln geboren. Der NSDAP trat er 1930 bei. Von 1932 bis 1934 war er Führer der SA-Standarte 91 in Oldenburg, 1934-1935 Führer der SA-Reiterstandarte 63 (Oldenburg) und seit 1934 Führer der SA-Brigade 63 (Oldenburg). Im August 1938 wurde er zum Major der Schutzpolizei, im Oktober 1938 zum SA-Oberführer ernannt. Er starb am 12. Juni 1951 in Rastede.

Fritz Richter war Betriebsleiter de GEG-Fleischwarenfabrik. Kurzzeitig war er 1935 stellvertretender NSDAP-Kreisleiter in der Stadt Oldenburg, von 1935 bis 1941 Ortsgruppenleiter in Oldenburg-Mitte. Er wurde von der Spruchkammer Stade wegen Organisationsverbrechen verurteilt. Richter war ebenfalls Angeklagter vor dem Schwurgericht Oldenburg im Oldenburger Synagogenbrand-Prozess.

Emil Hofmann wurde 1887 geboren. Er war Kaufmann und als Angestellter der „Oldenburgischen Staatszeitung“ tätig. Seit 1936 fungierte er als NSDAP-Ortsgruppenleiter in Osternburg (Stadt Oldenburg). Im Jahr 1937 wurde Vereinsführer des Turn- und Sportvereins von 1876 (Oldenburg). Hofmann war Angeklagter im Oldenburger Synagogenbrand-Prozess. Er starb 1961.

Im Juni / Juli 1949 waren der SA-Führer von Hedemann sowie die NSDAP-Ortsgruppenleiter Hofmann und Richter vor dem Schwurgericht Oldenburg wegen der Inbrandsetzung der Oldenburger Synagoge und der Leichenhalle auf dem jüdischen Friedhof angeklagt. Während Hofmann die Tatbeteiligung zugab, stritten Hedemann und Richter sie ab. Selbst angesichts der abgebrannten Synagoge behauptete Branddirektor Meyer, der als Zeuge auftrat, die Feuerwehr sei „ordnungsgemäß ausgerückt“ und habe „alle ihre obliegenden Pflichten erfüllt“. Richter erhielt 9 Monate Gefängnis, Hofmann ein Jahr und neun Monate Gefängnis und von Hedemann ein Jahr Gefängnis.

Im Juli 1950 wurden – ebenfalls vor dem Oldenburger Schwurgericht – fünf SA-Führer und der Ortsgruppenleiter Hofmann wegen der Inhaftierung der Oldenburger Juden als Rädelsführer angeklagt. Nachdem das Verfahren gegen Hofmann abgetrennt worden war, erhielten der SA-Brigadeführer Georg Gellert 2 Jahre Gefängnis und der SA-Sturmführer Heinrich Menke 1 Jahr Gefängnis wegen Verbrechen gegen die Menschlichkei9t in Zusammenhang mit Landfriedensbruch und Freiheitsberaubung. Der SA-Haupttruppführer Richard Höltsch und der SA-Truppführer Anton Habben gingen straffrei aus, da ihre zu erwartende Strafhöhe unter das Amnestiegesetz von 1949 fiel.

Der NSDAP-Kreisleiter Wilhelm Engelbart wurde im September 1950 in einem weiteren Prozess freigesprochen. Es hatte sich nach Ansicht des Schwurgerichts Oldenburg nicht mit „der erforderlichen letzten Sicherheit feststellen“ lassen, ob der Synagogenbrand auf seine Befehle zurückzuführen sei.  Im Oktober 1952 endete der Revisionsprozess vor der Großen Strafkammer Osnabrück mit einem erneuten Freispruch.

Bereits im September 1945 ließ die britische Militärregierung den jüdischen Friedhof provisorisch wiederinstandsetzen. Die vollständige Wiederherstellung der Leichenhalle erfolgte erst 1975. Das Synagogengrundstücks wurde 1951 an die Jüdische Gemeinde zurückgegeben. Wegen zu geringer Mitgliederzahlen verkaufte sie es die Gemeinde. Die 1962 gegründete Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit setzte sich für einen Gedenkstein ein, der 1967 neben dem alten Synagogengrundstück errichtet wurde. Nach der erneuten Gründung der Jüdischen Gemeinde im Jahr 1992, die zwischenzeitlich 1971 aus Mitgliedermangel aufgelöst worden war, entstand 1995 eine neue Synagoge an der Wilhelmstraße, in der Nähe des alten Grundstücks. Ein Teilstück dieser Straße wurde 2013 in Leo-Trepp-Straße umbenannt. Vor der Synagoge wurde im August 2017 eine Leo-Trepp-Bronzebüste aufgestellt.

Im Jahr 1954 besuchte Leo Trepp wieder die Stadt Oldenburg. Er wurde 1990 zum Ehrenbürger ernannt. Ehrendoktorwürde der Universität Oldenburg erhielt er 1989. Im Jahr 1978 zeigte das Kulturdezernat der Stadt erstmals eine Fotodokumentation zur „Reichskristallnacht“. Die Stadt Oldenburg lud 1985 überlebende jüdische Oldenburger zu einem Besuch in der Stadt ein. Oldenburger Bürger initiierten 1981 den sog. „Judengang“, der als Schweigegang den Weg der gefangengenommenen Oldenburger Juden vom Pferdemarkt zum Gerichtsgefängnis nachvollzog. Dieser Erinnerungsgang, an dem 1988 auch Leo Trepp teilnahm, wird jährlich am 10. November wiederholt.

Werner Meiners, Oldenburg, in: Herbert Obenaus / David Bankier / Daniel Fraenkel (Hg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Bd. II, Göttingen 2005, S. 1172-1196 (mit weiterführenden Literaturangaben).

Dieter Goertz, Juden in Oldenburg 1930-1938. Struktur, Integration und Verfolgung (Oldenburger Studien 28), Oldenburg 1988.

Erinnerungsbuch. Ein Verzeichnis der von der nationalsozialistischen Judenverfolgung betroffenen Einwohner der Stadt Oldenburg 1933-1945, Bremen 2001.

Quellen zur Geschichte und Kultur des Judentums im westlichen Niedersachsen vom 16. Jahrhundert bis 1945. Ein sachthematisches Inventar. Teil 2: Oldenburg (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung 55), Göttingen 2002.

Melanie Hellwig, Die Novemberpogrome in der Weser-Ems-Region. Verlauf, strafrechtliche Ahndung, Erinnerungskultur am Beispiel der Städte Oldenburg, Wilhelmshaven und Jever 1938-1988, Magisterarbeit, Oldenburg, Univ., 1999.

Markus Kenzler, Die Arisierung jüdischen Eigentums in Oldenburg. Der Fall Rosalie Israels, in: Oldenburger Jahrbuch 114 (2014), S. 133-145.

Hans-Peter Klausch, Jakob de Jonge. Aus deutschen Konzentrationslagern in den niederländischen Untergrund (DIZ-Schriften 12), Bremen 2002.