Osterholz-Scharmbeck
Vorgeschichte
Levi Hertz war 1731 der erste Jude, der sich im Flecken Scharmbeck niederließ. Er war in Bremen nicht aufgenommen worden, erhielt aber für Scharmbeck einen Schutzbrief. Erst damit war es Juden im Kurfürstentum Hannover erlaubt, sich niederzulassen, zu heiraten und einem Gewerbe nachzugehen. Hertz betrieb einen Pferdehandel und wahrscheinlich geht der noch immer jährlich stattfindende Viehmarkt im Herbst auf seine Initiative zurück. 1756/57 erwarb er ein Grundstück für einen Friedhof, der 1847 vergrößert wurde. Schon 1762 ist ein deutlicher Zuwachs der jüdischen Bevölkerung in beiden Flecken zu erkennen – mit drei jüdischen Familien in Scharmbeck und vier in Osterholz. 1804 wurde das erste Synagogen- und Schulgebäude vor Ort errichtet, das 1863 durch einen Brand zerstört wurde. Die Gemeinde war erst 1866 wieder in der Lage, die Einweihung eines neuen Synagogen- und Schulbaus zu feiern. Noch im selben Jahr wuchs die Gemeinde erneut deutlich an, als sich Juden aus Lesum-Burgdamm und Ritterhude anschlossen.
Doch trotz steigender Mitgliederzahlen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts litt die Gemeinde unter großen finanziellen Problemen, die sich bis zu ihrem Ende unter der nationalsozialistischen Herrschaft weiter verschärften. Die Gemeinde musste mit Staatssteuern, allgemeinen Schullasten, Gemeindeabgaben und Kosten für den Neubau eine hohe Abgabelast stemmen. 1898 bis 1900 musste sie sogar durch jährliche Zuschüsse aus einem Provinzialfonds unterstützt werden. Die finanziellen Schwierigkeiten wurden durch den Umstand erschwert, dass wegen der zunehmenden Abwanderung aus den Orten Osterholz und Scharmbeck dort immer weniger wirtschaftlich starke Juden lebten. Bis zum 19. Jahrhundert florierte das Tuchmacher-, Zigarren- und Viehgewerbe, doch dann sank die wirtschaftliche Kraft in Osterholz und Scharmbeck und viele Juden entschieden sich, die Orte zu verlassen. Trotz rückläufiger Schülerzahlen und einer Diskussion über Kommunalisierung (Auflösung) der Schule, entschied sich die Gemeinde einstimmig, das Synagogen- und Schulgebäude wie gewohnt weiter zu benutzen, obwohl bereits um die Jahrhundertwende nur noch acht Kinder die Schule besuchten.
Bereits vor den Pogromen 1938 waren jüdische Mitbürger in Osterholz Repressalien durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Als am 1. April 1933 zum deutschlandweiten Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen wurde, wurden auch bei jüdischen Fachgeschäften in Osterholz die Schaufenster beschmiert oder gar eingeschlagen. Das sollte der Abschreckung ihrer Kunden dienen, was diese Maßnahmen auch bewirkten. Dies führte bei viele jüdischen Geschäftsinhabern im Laufe der Jahre dazu, dass sie ihre Betriebe aufgeben und/oder in „nichtjüdischen Besitz“ (Arisierung) überführen mussten.
Als im Herbst 1934 über Flugblätter der Lokalzeitung erneut zu einem Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen und diese an Schaufenster geklebt wurden, entschied sich der Sohn des Inhabers der Manufakturwarenhandlung I. D. Davidsohn am 27. November 1934 dazu, die Flugblätter überall aus der Stadt zu entfernen. Der 30-jährige ehemalige Referendar John Davidson (*1904) wurde daraufhin von 40 bis 50 Männern zusammengeschlagen, anschließend in „Schutzhaft“ genommen und nach Berlin gebracht. Nur unter vereinten Kräften des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens e. V. (CV; ab dem 16. November 1935 Centralverein der Juden in Deutschland) und eines Bremer Anwalts, der von seinem Vater eingesetzt wurde, wurde es John Davidsohn erlaubt, am 15. Dezember 1934 wieder zu seiner Familie nach Osterholz-Scharmbeck zurückzukehren. Um dem nationalsozialistischen Terror zu entkommen, bemühte er sich um die Ausreise. Am 11. August 1939 gelang ihm die Emigration nach England und nach dem Zweiten Weltkrieg zog er in die USA, wo er 1985 verstarb. Das Kaufhaus der Familie wurde kurz vor den Pogromen am 4. November 1938 „arisiert“.
Im September 1938 gab der Lehrmeister und Vorbeter der jüdischen Gemeinde Löwenstein an, dass die Gemeinde wegen des Ausfalls steuerkräftiger Mitglieder und neuer Belastungen nicht in der Lage sei, die Synagoge zu halten. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Gemeinde noch 31 Mitglieder. Löwenstein riet zum Verkauf und verlor damit auch seine Wohnung. Anschließend entschloss er sich zu Verwandten nach Paderborn zu ziehen. Auch der Gemeindevorsteher ter Berg berichtete Anfang November 1938 Ähnliches und fügte hinzu, dass die Räume der Synagoge bereits vermietet und die Akten an das Gesamtarchiv der Juden in Deutschland nach Berlin geschickt worden seien.
Die Ereignisse im November 1938
Wie in vielen anderen Städten in Niedersachen wurde in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 die örtliche Synagoge aufgebrochen, das Gestühl herausgerissen und zu Feuerholz zerschlagen. Es wurde ebenfalls eine hebräische Inschrift über der Tür zerstört. Zwar wurde die Synagoge auch in Brand gesteckt, aber noch rechtzeitig gelöscht und die Gebäudestruktur blieb intakt, sodass die Stadt die ehemalige Synagoge ab Oktober 1939 als Luftschutzschule nutzen konnte. SA-Männer schändeten zudem den jüdischen Friedhof, indem sie Grabsteine umwarfen.
Auch die Häuser und Wohnungen jüdischer Gemeindemitglieder wurden verwüstet und sie selbst angegriffen. Siegmund Cohen wurde von SA-Leuten derart schwer verletzt, sodass er bettlägerig wurde und ein Jahr später an den Folgen der Verletzungen verstarb. Das Ehepaar Goldberg wurde in der Nacht von SA-Leuten in ihrer Wohnung überrascht und erschossen. Leopold Sinasohn aus Platjenwerbe überlebte ebenfalls nicht diese Nacht. Sinasohn arbeitete als Obermonteur bei den Siemens-Schuckert-Werken, wo er am 17. Februar 1933 „wegen Arbeitsmangels“ entlassen wurde. Kurz darauf verstarb auch seine Frau und die finanziellen Engpässe belasteten ihn und seine drei Söhne schwer. Am 9. November 1938 stürmten SA-Männer das Familienhaus und erschossen Sinasohn. Eine jüdische Familie aus Ritterhude wurde am frühen Morgen des 10. Novembers mit einem LKW in die Nähe des Flusses Hamme verschleppt, mit Warnschüssen terrorisiert und dann wieder in den Ort zurückgetrieben. Im Nachhinein wurde seitens der Bevölkerung rund um Osterholz-Scharmbeck Betroffenheit über die Übergriffe und Morde ausgedrückt – insbesondere der Arzt Dr. Adolph Goldberg war beliebt, da er auch finanziell schwache Patienten behandelte – aber es kam nicht zu öffentlichen Protestbekundungen.
Am 10. November wurden viele Osterholzer Jüdinnen und Juden in „Schutzhaft“ genommen und in den Amtsgerichten Lesum und Blumenthal festgehalten. Die Akten der Amtsgerichte enthalten detaillierte Angaben über die Vermögenswerte der Inhaftierten und die Höhe der Schäden durch den Pogrom. Während die Frauen schnell wieder freigelassen wurden, wurden die Männer anschließend in Konzentrationslager verschleppt.
Am 11. November berichtete die Lokalzeitung, dass die „Volksgenossen“ angesichts der „feige[n] jüdische[n] Mordtat“ am Diplomaten vom Rath voller „Empörung“ gewesen seien und sich ihrer Luft gemacht hätten, indem sie jüdische Geschäfte und private Wohnungen und Häuser verwüsteten. Auch der Einbruch in die Synagoge wurde genannt, wobei besonders auf den Zustand („ziemlich geringe Sauberkeit“) der Räumlichkeiten und den Bänken als „willkommenes Feuerholz“ hingewiesen wurde“. Abschließend merkte der Autor an, dass „[n]iemandem […] ein Haar gekrümmt [worden sei], soweit es nicht schon vorher krumm war“.
Folgen
In der Folgezeit wurde die Freiheit der noch im Landkreis Osterholz verbliebenen Juden immer weiter eingeschränkt: Es wurden Ausgehverbote verhängt sowie Einkaufs- und Verkehrsbeschränkungen (Entzug des Führerscheins) auferlegt und Bücher beschlagnahmt. Des Weiteren wurden sie dazu gezwungen, selbst für die Schäden der Pogromnacht aufzukommen und ihre Geschäfte zu schließen oder zu „arisieren“, sofern sie noch in jüdischem Besitz waren. Außerdem wurden die Juden in die sogenannte „Volkskartei“ aufgenommen.
Einige Jüdinnen und Juden entschieden sich daraufhin, zu emigrieren oder zogen weg. Andere wurden zur Umsiedlung nach Bremen gezwungen und mussten dort in ärmlichen Verhältnissen in „Judenhäusern“ leben. Die wenigen, die noch im Landkreis lebten, wurden wahrscheinlich mit den Bremer Juden am 18. November 1941 in das Ghetto nach Minsk oder im Januar 1943 in das Ghetto Theresienstadt verschleppt, wo sie starben. Nur Wilhelm Aron überlebte die Schrecken des Ghettos Theresienstadt und kehrte nach Kriegsende in die Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck zurück.
Biografien - Cläre und Ruth Rosenhoff
Cläre (*1927) und Ruth (*1924) waren die jüngsten Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung in der Region Osterholz-Scharmbeck. Wie viele andere Kinder in Osterholz besuchten sie die örtliche Grundschule und waren Mitglieder im Sportverein „Gut Heil“, aus dem sie 1934 ausgeschlossen wurden. Außerdem wurde ihre Familie dazu gezwungen, ihr Wohnhaus zu einem „Judenhaus“ umzufunktionieren, wo ab 1938 auch die Familie Aron lebte und sie in der Pogromnacht miterleben mussten, wie ihr Vater schwer misshandelt wurde. Von ihren Eltern getrennt, mussten die beiden Schwestern bald darauf eine jüdische Schule in Hamburg besuchen. 1941 durften sie zurückkehren, bis sie am 17. November 1941 mit ihren Eltern, nach Bremen gebracht wurden, von wo aus sie mit den Bremer Juden nach Minsk deportiert wurden. Vermutlich wurden die Schwestern am 28. Juli 1942 ermordet.
Biografie - Wilhelm Aron
Wilhelm Aron (1895-1973) arbeitete als Tischler. Er war ein angesehener Bürger der Stadt Osterholz-Scharmbeck und Vater zweier Kinder (Wilhelm jr. und Anette). Seine Frau war keine Jüdin und die Kinder wurden christlich erzogen. Das schützte sie jedoch nicht vor den Repressalien der Nationalsozialisten. 1938 musste die Familie und Wilhelm Arons älterer Bruder in das „Judenhaus“ zur Familie Meyer-Rosenhoff ziehen, wo sie auch die Pogromnacht erlebten.
Im Gegensatz zu vielen anderen Osterholzer Juden kam die Familie Aron in der Pogromnacht verhältnismäßig „glimpflich“ davon. Als SA-Männer in das „Judenhaus“ einbrachen, die Familie Meyer-Rosenhoff terrorisierten und Hugo Meyer-Rosenhoff schwer misshandelten, verschonten sie die obere Wohnung, in der sich die Familie Aron befand. Wilhelm Aron wurde aber wie viele andere Osterholzer Juden am nächsten Tag verhaftet. Er verbrachte dann einige Wochen in Haft. Anschließend blieb er, durch seine christliche Ehefrau geschützt, auf freiem Fuß. Das änderte sich im Herbst 1944, als ihn die Gestapo mit seinem Sohn zur Zwangsarbeit am Bau des U-Boot-Bunkers „Valentin“ nach Farge brachte. Das Kriegsende erlebte er im KZ Theresienstadt, wohin er Ende 1944 deportiert wurde.
Wilhelm Aron überlebte als einziger Jude aus Osterholz die Schrecken der Deportation und kehrte nach seiner Befreiung nach Osterholz-Scharmbeck zurück. Angesichts der Ereignisse, die ihm und seiner Familie unter der nationalsozialistischen Herrschaft widerfuhren, ist es umso erstaunlicher, dass sich Wilhelm Aron bereits kurz nach Kriegsende öffentlich für die Kommune engagierte. Er trat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei und richtete in der ehemaligen Synagoge ein Gewerkschaftsbüro ein. Für die SPD saß er anschließend fast zwanzig Jahre im Stadtrat. Des Weiteren war er ehrenamtlich aktiv bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) und sorgte dafür, dass bereits kurz nach Kriegsende der Verein für Sport und Körperpflege Osterholz-Scharmbeck (VSK) neugegründet werden konnte – vermutlich der Grund, weshalb 1972 eine Sporthalle nach ihm benannt werden sollte.
Laut Jürgen Meyer-Korte, der als damaliger Chefredakteur des Osterholzer Kreisblattes einen Artikel zu Ehren Wilhelm Arons nach dessen Tod 1976 veröffentlichte, zeichnete sich Aron in seinem Engagement dafür aus, dass er stets gewissenhaft handelte, keine Zusammenarbeit in Projekten für die Stadt mied und sich auch nicht davor scheute, seine Meinung öffentlich kundzutun, was schließlich dazu führte, dass er sich nach internen Streitereien und 53-jähriger Mitgliedschaft aus der SPD austrat und sich damit aus der Lokalpolitik zurückzog. Es sei außerdem bemerkenswert, dass er keinen Groll gegen seine Mitbürger (und damit u.a. auch gegen ehemalige Verfolger) hegte und im Gegenzug die Zusammenarbeit mit anderen sogar suchte, um die Stadt voranzubringen.
Justizielle Ahndung
Für die Ereignisse vom 9. bis 11. November 1938 waren zum einen nicht nur lokale SA- und NSDAP-Anhänger verantwortlich, sondern auch Einheiten aus Bremen und Umgebung. Für die direkte Ausführung der Befehle in Osterholz-Scharmbeck und Lilienthal war der Sturmbann III/411 unter dem Bremer Ernst Röschmann zuständig und verantwortlich, für die Orte Lesum und Ritterhude der Sturm 24/411 unter Fritz Köster. Köster war ein ehemaliger kaufmännischer Angestellter und seit 1934 als Bürgermeister von Lesum tätig. Er wird als Hintermann angesehen, weil er auch den Reservesturm 29/411 sowie den Nachrichtentrupp befehligte, durch die drei Osterholzer Juden zu Tode kamen. Unmittelbar nach den Geschehnissen untersuchte das Reichsjustizministerium nicht aufgrund der Straftaten, sondern wegen Missachtung von Befehlen. Diese Verfahren wurden jedoch schnell eingestellt.
Nach Kriegsende wurden viele Nationalsozialisten in den Arresträumen des Rathauses von Osterholz-Scharmbeck und in der damaligen Lettow-Vorbeck-Schule interniert und im Sommer 1946 mussten sie den geschändeten jüdischen Friedhof wieder herrichten. In den Polizeiakten des Regierungspräsidiums Stade findet sich ein Untersuchungsvorgang gegen den Gendarmen Wolters aus Platjenwerbe, in dem u. a. auch die Mittäterschaft des Stellmachers Öhlschläger an der Ermordung des Ehepaars Goldberg und Leopold Sinasohn zur Sprache kommt.
1948 gab es einen Prozess vor dem Bremer Schwurgericht, in dem zahlreiche Täter (Köster, Frühling, Harder, Mahlstaedt und Seggermann) verurteilt wurden. Köster wurde zunächst zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt, die später in 15 Jahre Zuchthaus umgewandelt wurde. Für den Mord an dem Ehepaar Goldberg erhielt August Frühling zehn Jahre Zuchthaus, wovon er aber nur einen geringen Teil verbüßen musste. Frühling hatte vor seiner Karriere bei der NSDAP u. a. als Seefahrer, Maschineningenieur und Betriebsleiter bei verschiedenen Unternehmen gearbeitet. 1933 war er der SA beigetreten und hatte 1938 den Rang eines Scharführers gehabt. Nach seiner Begnadigung arbeitete er 1952 wieder als Schiffsingenieur. Für den Mord an Leopold Sinasohn erhielten Harder und Mahlstaedt acht und achteinhalb Jahre Zuchthaus. Auch Harder wurde begnadigt und konnte das Zuchthaus in Bremen-Oslebshausen frühzeitig verlassen.
Viele andere ehemalige Nationalsozialisten kamen ungestraft davon, weil sie sich im Zuge der Entnazifizierung gegenseitig schützten, indem sie sich anhand der sogenannten „Persilscheine“ gegenseitig bestätigten, dass sie nur „Mitläufer“ oder sogar „nicht belastet“ seien. So konnten die Täter der Pogromnacht und der Judenverfolgung in Osterholz-Scharmbeck und Umgebung größtenteils ungestraft davonkommen.
Wilhelm Aron jr., der mit seinem Vater in Farge zur Zwangsarbeit gezwungen und von den Nationalsozialisten als „Mischling“ oder „Halbjude“ bezeichnet worden war, kehrte am 6. Mai 1945 nach Osterholz-Scharmbeck zurück und musste dort von der Besatzungsmacht einen Tag lang ein Verhör durchstehen und seine Handlungen rechtfertigen. Später musste er sich sogar einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen.
Spuren und Gedenken
Das offizielle Gedenken an die jüdischen Opfer aus Osterholz begann am 9. November 1978 mit der Anbringung einer ersten Erinnerungstafel an der ehemalige Synagoge. Diese Initiative ging von Schülern und Schülerinnen des Gymnasiums aus, die am Gedenktag auch einen Kranz vor dem Gebäude niederlegten. 1985 wurde vor dem ehemaligen Haus des Ehepaars Goldberg in Burgdamm ein Gedenkstein aufgestellt.
1988, zum 50. Jahrestag des Pogroms, wurde die Gedenktafel an der Synagoge erneuert und es fanden mehrere Gedenkveranstaltungen wie der „Weg des Gedenkens“ in Ritterhude (vorbei an den ehemaligen Häusern der jüdischen Familien im Ort) sowie Gesprächsabende und Gottesdienste statt. Am Rathaus in Ritterhude wurde ebenfalls ein Gedenkstein enthüllt.
Bereits 1988 wurde der Zustand der ehemaligen Synagoge kritisiert und über eine Sanierung des Gebäudes gesprochen. Doch 2004 wurde das Gebäude abgerissen. Seit 2006 befindet sich auf dem ehemaligen Platz der Synagoge ein Mahnmal mit den Namen der unter der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgten und getöteten Juden aus Osterholz. Bei dem Mahnmal handelt es sich um eine Granitplatte, 19 Stelen, einem Untergrund aus Pflastersteinen und einer Gedenktafel am Nachbarhaus. Die Pflastersteine kommen von der ehemaligen Ladestraße am Bahnhof, über die viele Osterholzer Juden die Stadt verlassen mussten und nie wieder zurückkehrten. Nach den Schwestern Rosenhoff wurde eine Straße in der Nähe des Mahnmals benannt.
Zu Jahrestagen der Pogromnacht erschienen immer wieder Zeitungsartikel über die Judenverfolgung in den Lokalzeitungen und mehrere Schulen erarbeiteten auch immer wieder Ausstellungen und Projekte zur Erinnerung an die Schicksale der ehemaligen jüdischen Mitbürger. Heutzutage findet jedes Jahr am 9. November eine Gedenkveranstaltung am Mahnmal statt.
Weiterführende Literatur und Links
Beer, Klaus, Ein Denkmal für Familie Cohen, die in Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen gelebt hat, Osterholz-Scharmbeck 2001.
Davidson, Bob, Stories of My Ancestors. The Davidsohn/Joseph and Meyer/Speyer Families. Volume 1 – Davidsohn Family, Deutschland 2013.
Lürs, Wilhelm, „Reichskristallnacht“ in Bremen. Vorgeschichte, Hergang und gerichtliche Bewältigung des Pogroms vom 9./10. November 1938, 2. Aufl., Bremen 1988.
Obenaus, Herbert u.a. (Hg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Göttingen 2005 (Band II), S. 1351-1357.
Schröder, Ilse, Sancken, Sonja K. & Böttjer, Horst, Jüdische Bürgerinnen und Bürger in Osterholz-Scharmbeck. Schicksale in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945. Eine Dokumentation – 70 Jahre nach Ende des II. Weltkrieges, Osterholz-Scharmbeck 2015.
Teufelsmoor.eu: Mahnmal Bahnhofstraße
Teufelsmoor.eu: Juden in OHZ