November­pogrome
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1938 in Niedersachsen

Alfeld

Seit dem 14. Jahrhundert waren vereinzelt Juden in Alfeld ansässig.

Nachdem 1591 alle Juden aus dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel vertrieben worden waren, blieb ihnen der Zuzug nach Alfeld für lange Zeit verwehrt – noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts stießen Versuche, sich in Alfeld niederzulassen, auf hartnäckigen Widerstand der vor Ort niedergelassenen Kaufmannschaft und des Magistrats.

Erst 1829 lebte wieder eine jüdische Familie in Alfeld: die des Tuchhändlers Moses Alexander Rosenstirn. Seit 1838 bildeten die Stadt Alfeld und die Gemeinde Wettensen einen eigenen Synagogenverband. Der Betraum für die Gemeindemitglieder befand sich im Hause der Familie Rosenstirn. 1854 gehörten der jüdischen Gemeinde sieben Familien, vorwiegend Kaufleute, an.

1937 wohnten nur noch die Familien Jacobs und Seelmann sowie Maximilian Gehlkopf mit seiner nichtjüdischen Ehefrau und den Kindern in Alfeld. Andere hatten bereits zwischen 1933 und 1935 Alfeld verlassen und waren in größere Städte verzogen.

Am Morgen des 10. Novembers 1938 fand auf dem Alfelder Marktplatz eine antisemitische Kundgebung statt, während der die Wohnung der Familie Seelmann verwüstet, Max Seelman und Max Gehlkopf verhaftet und ins Alfelder Gerichtsgefängnis gebracht wurden. Erst Anfang Dezember 1938 kamen beide wieder frei. Nachdem Max Seelmann im März 1939 als letzter mit seiner Familie die Stadt verlassen hatte, wurden an den Alfelder Ortszugängen Schilder mit der Aufschrift: „Unsere Stadt ist judenfrei“ aufgestellt.

Herbert Obenaus (Hrg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Wallstein-Verlag, Göttingen 2005, Band 1, S. 179 – 183

Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum: Alfeld (Stand August 2018)