November­pogrome
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1938 in Niedersachsen

Lingen/Ems

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts lebte jeweils nur eine jüdische Familie in Lingen. Erst danach nahm ihre Zahl langsam zu. Den Gottesdienst besuchten sie im benachbarten Freren, weil es aufgrund der geringen Personenzahl keine jüdischen Gemeindeeinrichtungen in Lingen gab. Erst im Jahr 1869 konstituierte sich eine eigene Synagogengemeinde in der Stadt. 1878 konnte dann eine Synagoge eingeweiht werden, die vor den Toren der Stadt in der heutigen Synagogenstraße lag.

Die jüdischen Familien in Lingen waren vor allem im Viehhandel und im Schlachtgewerbe tätig, einige auch im Textilhandel. Waren vor 1933 nur gelegentlich antisemitische Aktivitäten zu beobachten gewesen, wirkte sich der Aprilboykott im Jahr 1933 auch hier aus. Vor den wenigen Ladengeschäften mit jüdischen Inhabern postierten sich SA-Männer, um Kunden am Betreten zu hindern.

Während des Novemberpogroms wurde die Lingener Synagoge am 10. November 1938 von SA-Männern in Brand gesteckt. Das Gebäude wurde dadurch völlig zerstört, das nahe gelegene Schulgebäude der Gemeinde blieb jedoch unversehrt. Das letzte Geschäft mit jüdischem Inhaber, das Fredy Markreich gehörte, wurde ebenfalls verwüstet. Sechs Männer wurden verhaftet und in das KZ Buchenwald überführt.

Nach dem Pogrom versuchten die meisten jüdischen Familien zu emigrieren. Ab Ende 1941 wurden die noch in Lingen lebenden Juden deportiert. Zwölf Opfer des Holocaust aus Lingen sind nachweisbar.

Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum: Lingen/Ems (Niedersachsen)